Das Geheimnis des Nebels

Warum ist eigentlich immer alles grau in grau? Das Geheimnis des Nebels

WETTERWISSEN

Marcel Helget

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Besonders im Herbst und Winter kennen wir das alle: Man schaut morgens aus dem Fenster und sieht – nichts.
Dichte weiße Schwaden hängen in den Tälern, über Flüssen oder Seen und halten sich oft hartnäckig bis zum Mittag. Aber wie entsteht diese "Waschküche" eigentlich?

Wann ist Nebel eigentlich Nebel?

​Zunächst ein kleiner Fakt für Besserwisser: Wir sprechen offiziell erst von Nebel, wenn wir am Boden weniger als einen Kilometer weit sehen können. Ist die Sicht besser (zwischen einem und acht Kilometern), nennt man das lediglich Dunst.
​Physikalisch gesehen ist Nebel nichts anderes als eine Wolke, die den Boden berührt. Er entsteht, wenn unsichtbarer Wasserdampf in der Luft zu winzigen, sichtbaren Wassertröpfchen wird – die sogenannte Kondensation.


​Das Prinzip "Luftschwamm":

​Stellt euch die Luft wie einen Schwamm vor. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser(dampf) kann sie aufsaugen. Kühlt die Luft ab, "schrumpft" dieser Schwamm sozusagen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Luft das Wasser nicht mehr halten kann (der sogenannte Taupunkt oder 100 % relative Luftfeuchte). Das überschüssige Wasser wird als feiner Nebel wieder "ausgeschwitzt"

Bild: Marcel Helget

Die verschiedenen Gesichter des Nebels:

​Nebel ist nicht gleich Nebel. Je nachdem, wie die Luft abkühlt oder feuchter wird, unterscheiden wir verschiedene Typen:


• ​Der Klassiker: Strahlungsnebel: Dieser entsteht oft in klaren, windstillen Nächten. Der Boden strahlt die Wärme des Tages ins Weltall ab und kühlt stark aus. Die Luft direkt darüber wird ebenfalls kalt und erreicht ihren Taupunkt – zack, es bildet sich Nebel. Das passiert besonders oft in Tälern, da kalte Luft schwerer ist und wie Wasser die Hänge hinab in den Talgrund fließt. Dort bilden sich dann die berühmten "Kaltluftseen".


• ​Der Wanderer: Advektionsnebel Hierbei schiebt sich (advehiert) feuchtwarme Luft über einen bereits kalten Untergrund, zum Beispiel über einen kühlen See im Herbst. Die untere Schicht der warmen Luft kühlt am kalten Wasser ab und kondensiert.


• ​Der Kletterer: Orographischer Nebel Diesen sieht man oft in den Bergen. Wenn Luft gegen ein Hindernis (wie einen Berg) strömt, muss sie aufsteigen um drüber zukommen. Oben ist es kälter, die Luft kühlt ab, und schon hüllt sich der Gipfel in Nebel.

• ​Der Dampfende: Verdunstungsnebel Manchmal wird die Luft nicht kühler, sondern es kommt einfach extrem viel Feuchtigkeit hinzu – etwa über einem noch warmen Gewässer, das in kalte Luft dampft. Der "Luftschwamm" ist irgendwann voll und der Rest wird als Nebel sichtbar.


​Warum ist der Nebel im Winter so hartnäckig?

​Im Sommer löst die Morgensonne den Nebel meist schnell auf: Sie heizt den Boden auf, die Luft erwärmt sich, der "Luftschwamm" wird größer und saugt die Tröpfchen wieder als unsichtbaren Dampf auf.


​Im Winter hat die Sonne jedoch oft nicht genug Kraft (und steht zu kurz am Himmel), um den Boden und die kalten Luftschichten ausreichend zu erwärmen. Deshalb bleibt uns das mystische Grau im Winter oft den ganzen Tag erhalten.er sogenannte Taupunkt oder 100 % relative Luftfeuchte). Das überschüssige Wasser wird als feiner Nebel wieder "ausgeschwitzt"